Das Sissi-Syndrom. Eine Notverstaatlichung

Farce von Alexander Mitterer
Uraufführung

In der Kaisergruft ist es feucht und modrig. Ganz schlecht für den Zustand von Sissi (Kaiserin Elisabeth) und Romy (Schneider), die auch noch im Tod verbunden sind. Beide leiden an Darmträgheit, Hyperaktivität, sexueller Unlust und Magersucht, dem sogenannten Sissi – Syndrom. Dabei müßten aber beide doch das kranke österreichische Bankensystem retten, das in den ehemaligen Kronländern geradezu phantastische Verluste einfährt.
Unter der Piratenfahne der gekreuzten schwarzen Pferde auf gelbem Grund sind wir alle die Dummies der Wirklichkeit auf ihrem Weg in den Frontalcrash.

Märchen kann man nur über Märchen erzählen. Der Zauber muß vervielfältigt werden

Ort

in einem Kinderzimmer, einem betreuten Wohnheim oder der Kaisergruft

Zeit

1989 und jetzt

Inmitten der Plastikentenlieblichkeit unseres Kommerzkitsches proben Sissi und Romy die endgültige Volksbeglückung. Die Sonne soll für alle gleichmäßig scheinen, unter dem Banner der gekreuzten schwarzen Pferde, mit Niedrigzins und Glücksgarantie. Nur leider entpuppt sich dieses Märchen ebenso als heiße Luft, wie auch das Sissi Syndrom, das sich als erfundenes Krankheitsbild – einmal festgeschrieben- gewinnbringend therapieren läßt . Der Therapeut ist hier mit seiner Therapie der Verschuldner einer Krankheit – nicht umsonst drängt Lucheni, der Mörder Sissi’s, als Arzt und Erlöser auf die Bühne. Zwischen Kaisergruft und Kaiserschmarren entfaltet sich unsere Gegenwart als blühendes Konstrukt verschwimmender Zeiten, Lügengespinnste und neoliberaler Verbrechen.

Diese lustvolle, galgenhumorige Farce von Alexander Mitterer zeigt uns zwei Märchenfiguren der Moderne: Kaiserin Elisabeth/Sissi und Romy Schneider – das Original und die identitätsstiftende Kopie in co-morbider Abhängigkeit und Verschmelzung.

Märchen prägen auch die Finanzwirtschaft, z.B.das Märchen von blühenden Landschaften im Osten, die nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ und dem Fall der „Berliner Mauer“, entstehen sollten. Vor allem österreichische Bankinstitute erinnerten sich an die glorreiche gemeinsame Zeit in der k.u.k.- Monarchie und überzogen flächendeckend die ehemaligen Genossenstaaten, vormals Kronländer, mit ihren Genossenschaftsinstituten. Die Vision von Wohlstand für Alle sollte Realität werden, aber statt realer Wirtschaft erbaute man ein Wolckenkuckucksheim. Ein Multiplikatorenmodell von Schuld und Verbindlichkeit neoabsolutistischer Versprechen und neoliberaler Verbrechen in dem Gewinne nach wie vor privatisiert und Verluste sozialisiert werden.

Ein „kleptokratisch marodes“ System, das von den Therapeuten in fahrlässiger Weise nur symptombekämpfend und oberflächlich therapiert wird, wie das Sissi Syndrom auch, an dem angeblich 3 Millionen Deutsche leiden und dessen „Krankheitsbild“, abgeleitet vom Zustand der Kaiserin Elisabeth, folgende Symptome umfasst: hektische Aktivität, Sprunghaftigkeit, innere Unruhe, Körperwahn, Mgersucht, Verdauungsstörungen, Übernervosität, Depression…

Vorstellungen

Premiere Graz
12. März 2015

weitere Vorstellungen
13., 14., 17., 18., 19., 20., 21. März 2014, jeweils 20 Uhr, TTZ – Tanz & Theater Zentrum

Spieltermine in Salzburg
25., 27., 28., 31. März und 16. und 19. April 2015, jeweils 19:30 Uhr, Bühne im Shakespeare

Spieltermine in Linz
15. Dezember 2015, 19:30 Uhr, tribühne Linz, Theater am
Südbahnhofmarkt

Spieltermine in Klagenfurt
17., 18., 19. Dezember 2015, jeweils 20:00 Uhr, theaterHALLE 11

Details zum Stück

Das Sissi-Syndrom. Eine Notverstaatlichung

Farce von Alexander Mitterer
Uraufführung

Eine Koproduktion von Theater Kaendace und Theater(Off)ensive Salzburg

mit

Klaudia Reichenbacher: Sissy
Anja Clementi : Romy
Torsten Hermentin: Dr. Lucheni

Kostüme

Ardea Luh

Regie, Bühne

Alex Linse

Lichtdesign / Technik

Tom Bergner

Diese Produktion wurde unterstützt von
TTZ Graz
Stadt Graz Kultur Neu
Land Steiermark – Wirtschaft, Europa, Kultur
Das andere Theater
Bundeskanzleramt
Austroducks
Biographien

Anja Clementi

wurde in Saarbrücken geboren und erhielt ihre Ausbildung zur Sängerin und Schauspielerin am Konservatorium der Stadt Wien. Später führten sie Engagements u. a. nach Wien, Regensburg, Bozen, Ingolstadt und Klagenfurt.
Als Ensemblemitglied des Salzburger Landestheaters spielte sie sich sieben Jahre lang quer durch alle Sparten.

Im Fernsehen gehörte sie 2001–2003 als Jessica zur Stammbesetzung der letzten beiden Staffeln der ARD- Serie »Familie Heinz Becker« und hatte Gastauftritte in »Tatort« und in der musikalischen Erfolgsreihe »Kein schöner Land«. 2009 war sie Mitbegründerin des Salzburger Off-Theaters »Theater(off)ensive«, wo sie u. a. als Lilian (»Die Drei von der Tankstelle«) und Charlotte (»Babytalk«) zu sehen war. 2013 stand sie im Kurzfilm »Perlmutter« an der Seite von Julia Gschnitzer vor der Kamera. Zuletzt schrieb sie mit ihrer Partnerin Silke Stein als Comedy-Duo Donna&Doria ihr erstes Musikkabarett »Die Rocky Horror Wickel Show«.

Anja Clementi lebt mit ihrer Familie in Salzburg.

Torsten Hermentin

Geb. 1974 in Leoben in der Stmk. In Linz aufgewachsen und maturiert. Nach drei Semestern Psychologie Schauspielstudium an der Kunstuniversität Graz. Feste Engagements 1998 am Schauspielhaus Wuppertal, 2001 Staatstheater Saarbrücken, 2005 Landestheater Salzburg. Seit 2010 als Gast u.a. Landestheater Innsbruck, kleines Theater Salzburg, Theater der Jugend Wien, Theaterhaus Stuttgart, etc…

Wichtige Rollen: Leutnant Gustl, Peer Gynt, Hitler in „Mein Kampf“, St. Just in “ Danton’s Tod“, Wolfgang Amadeus Mozart in „Amadeus“, Prinz Friedrich von Homburg.

Lebt als freier Schauspieler in Salzburg.

Alex Linse

(Regisseur/Schauspieler/Künstlerischer Leiter/Theatersportler/Ehemann & Vater)

Geboren 1980 in Hannover/Deutschland.Nach Stops in Stuttgart, Singapur, Kuala Lumpur, Coventry und London fand er endlich den Weg nach Salzburg. Er besuchte in Singapur das United World College und studierte Theater Wissenschaften und Darstellende Kunst an der renommierten University of Warwick in England. Mit 14 stand er zum ersten Mal auf einer professionellen Bühne und gerade 18 geworden, bekam er seine erste Inszenierung. Es folgten Tourneen und Festival Einladungen. 1998 wurde er mit dem David Watson Prize for Performing Arts ausgezeichnet.
Engagiert war er unter anderem am Warwick Arts Centre/ UK, Staatsoper Stuttgart, so wie Wilhelma Theater Stuttgart, Landesbühne Esslingen und am Salzburger Landestheater. Seit 2006 ist er Mitglied des Theatersport-Ensembles Die Artischocken und wurde 2006 Österreichischer Theatersport Vize-Meister. 2008 gründete er zusammen mit Anja Clementi und Detlef Trippel die Theater (Off)ensive Salzburg, die er seit dem künstlerisch leitet. Diese produzierte schon in den ersten 2 Jahren 15 Produktionen, unter anderem 3 Uraufführungen und 2 Musicals. Nach etwa 30 Inszenierungen und etwa 25 Rollen feiert er 2014 schon sein 20 jähriges Bühnenjubiläum.